ReisetagebuchKolumbien
Carpe Diem, Tayrona und Bohemia Beach
Wir verbrachten eine Woche in zwei abgelegenen Hostels, besuchten den Tayrona Nationalpark und kehrten nach Cartagena zurück, um den Super Bowl zu sehen.
Von der Schweizerin Seraina, mit der wir auch schon in Boquete einen Vulkan bestiegen haben, wurde uns die Finca Carpe Diem, in der Nähe von Minca, wärmstens empfohlen. Sie sprach von einem der besten Hostels, in dem sie je war.
Finca Carpe Diem
Wir vertrauten auf ihr Urteilsvermögen und machten uns auf den Weg zur nicht ganz einfach zu erreichenden Finca. Unser Weg begann in Santa Marta und führte uns mit einem der blauen Busse, die alle Paar Minuten an der Strandpromenade vorbeifahren, nach Bonda. Das ist ein unspektakulärer Ort, der etwa 20 km von Santa Marta entfernt liegt. Dort muss man dann entweder eines der Motorradtaxis nehmen, das wahrscheinlich bereits wartet, oder man geht auf die Webseite des Hostels und nimmt persönlich mit einem der Fahrer Kontakt auf. Wir haben Letzteres gemacht und Gato – ja, das heißt Katze auf spanisch – wurde zu unserem Fahrer des Vertrauens. Er fährt sehr vorsichtig und ist immer pünktlich. Allerdings wurde er das nicht sofort, denn wir wurden direkt aus dem Bus von zwei Fahrern abgefangen. Armins Frage, ob er Gato sei, hatte einer der beiden bejaht. Das war natürlich nicht Gato. Der hat uns später angerufen, wo wir denn bleiben. Es wäre wohl besser gewesen, wir wären ein Stück mit dem Bus weitergefahren und hätten auf den echten Gato gewartet, denn Armins Fahrer rutschte bei einer der ersten Kurven fast weg und Miriams Fahrer fuhr kurz danach einem entgegenkommenden Motorrad fast hinein und warf diesem dabei seine Eierpackung zu Boden. Der nun Eierlose war offensichtlich nicht erfreut. Vielleicht war es aber gut, dass diese beiden Beinaheunfälle, die nur für die Eier schlecht ausgingen, gleich zu Beginn passiert sind, denn von da an fuhren die beiden spürbar vorsichtiger. Den Preis dieser Mototaxis kann man verhandeln. Sie verlangen von Bonda normalerweise 18.000 kolumbianische Pesos, wir zahlten aber „nur“ 15.000. Und man sollte sich nicht verunsichern lassen wegen dem Gepäck. Die Fahrer können die großen Rucksäcke vor sich hinlegen. Wir haben nämlich von einigen gehört, die ein extra Motorrad nehmen mussten, weil es anders angeblich nicht ginge.
Die Finca
Nach etwa 15 Minuten steiniger Fahrt bergauf kommt man endlich oben an... naja, fast. Wenn man nämlich eines der Zimmer ganz oben hat, dann darf man erst noch samt Gepäck die Stiegen hochsteigen. Dazwischen bekommt man aber noch ein Willkommensgetränk. Die drei Poolbereiche und der traumhafte Ausblick lassen einen den anstrengenden Weg aber ganz schnell vergessen. Einziges Manko: das Essen ist nicht sonderlich gut und es ist schwierig Essen mitzunehmen, da man normalerweise mit den Rucksäcken schon angepackt genug für die Fahrt mit den Mototaxis ist. Man könnte aber theoretisch kochen. Das Hostel ist perfekt zum entspannen, man kann aber auch einige Wanderungen unternehmen. Wir machten den Vista Santa Marta-Trail. Von oben hat man vor allem auf den Sonnenuntergang einen wunderbaren Blick. Auch der Tayrona Nationalpark ist nicht allzu weit entfernt.
Tayrona Nationalpark
Wir besuchten den Nationalpark als Tagesausflug. Dieser wird mehrmals pro Jahr für etwa ein Monat geschlossen, um der Natur die Regeneration zu erleichtern. Auch zwei Tage nach unserem Besuch war das der Fall. Wir haben gelesen, dass viele Kolumbianer den Park als den schönsten Ort ihres Landes bezeichnen. Es lohnt sich auch wirklich den Weg und den recht happigen Eintrittspreis auf sich zu nehmen, denn neben dem schönen Wanderweg, beherbergt der Nationalpark auch atemberaubende Strände. Man könnte auch im Park in einem Zelt oder einer Hängematte übernachten, was wir aber nicht gemacht haben. Wer Tiere erwartet wird hier höchstwahrscheinlich nicht auf seine Kosten kommen. Außer ein Paar Affen, Hunde und Pferde (man kann vom Haupteingang aus in den Park reiten) haben wir keine Tiere gesehen. Wer langes Anstehen beim Haupteingang vermeiden möchte kann einen anderen wählen. Wir machten eine sechs Stunden Wanderung vom Eingang Calabazo bis zum Haupteingang El Zahino. Mit dem Bus kommt man danach sehr günstig Richtung Santa Marta.
Bohemia Beach
Weil wir noch nicht genug von der Karibik und vom Faulenzen in Hostels hatten, verbrachten wir gemeinsam mit Seraina, ihrem Bruder Andrin und ihrer Freundin Susi zwei Tage im Bohemia Beach Hostel, das östlich vom Tayrona Nationalpark am Costeño Beach liegt. Auch hier kann man sich ein (im Vergleich zum Carpe Diem viel billigeres) Mototaxi nehmen, oder man geht etwa 15 Minuten von der Hauptstraße zu Fuß. Das Hostel ist extrem gemütlich, das Essen sehr lecker und der Strand wunderschön. Leider war der Wellengang extrem stark als wir dort waren. Daher waren wir kaum im Wasser. Neben zwei Hunden haust hier auch ein kleiner Tucan namens Tucito, der einem schonmal etwas vom Frühstück klaut, wenn man nicht aufpasst. Man kann Volleyball und Tischtennis spielen oder einfach in einer der Hängematten liegen.
Super Bowl in Cartagena
Am Samstagabend sind wir dann draufgekommen, dass bereits am nächsten Tag der Super Bowl, das Finale der NFL (American Football), stattfindet. Deshalb haben wir kurzfristig unsere Pläne geändert und sind am Sonntagmorgen zurück nach Cartagena gefahren, um im Hard Rock Café den Super Bowl zu sehen. American Football ist in Kolumbien kein populärer Sport (im Gegensatz zu Fußball und Radsport), deshalb war es gar nicht so einfach, eine passende Bar oder ein Restaurant zu finden, um das Spiel verfolgen zu können. Außerdem war die Austragungsstätte das Hard Rock Stadium in Maimi und Shakira, die in Barranquilla, also sehr nahe zu Cartagena, geboren wurde, kümmerte sich gemeinsam mit Jennifer Lopez um die Halftime Show. Wir saßen dann also gemeinsam mit vielen US-Amerikanern bei Burger und Bier und verfolgten das spannende Endspiel zwischen den San Francisco 49er und den Kansas City Chiefs, die das Spiel mit 31:20 für sich entscheiden konnten.
Barbershop
Am nächsten Tag sind wir noch einmal nach Getsemaní, dem hippen Viertel neben Cartagenas Altstadt, gegangen und waren dort in einem guten italienischen Restaurant. Armin wollte außerdem unbedingt noch seinen Wildwuchs bändigen und besuchte deshalb den Barbershop Morgan's Barber House.
Im Nachtbus nach Medellín
Wir haben einen Nachtbus nach Medellín, Kolumbiens zweitgrößte Metropole, genommen. Im Vorfeld hörten wir von einigen schlechten Erfahrungen anderer Reisender mit Nachtbussen. Teilweise war von 6 Stunden Verspätung und Eiseskälte im Bus zu hören. Wir haben diese schlechten Erfahrungen nicht ganz nachvollziehen können. Große Busse sind in Lateinamerika, besonders in Mexiko, sehr gemütlich, wahrscheinlich auch deshalb, weil es kaum Passagier-Züge gibt. Die Fahrzeit war mit 13 Stunden angegeben, und wir sind ungefähr 10 Minuten „verspätet“ in Medellín angekommen. Außerdem gab es Bord-Entertainment, wir haben uns drei Filme (auf Spanisch) angesehen. In der Nacht wurde es dann wirklich ziemlich kühl im Bus, man sollte sich also auf jeden Fall eine lange Hose und Jacke anziehen. Trotzdem kamen wir beide zu einigen Stunden Schlaf. Profitipp: Die vier Sitze ganz vorne im Bus bieten am meisten Beinfreiheit.
Medellín – die berüchtigte Stadt der Narcos
Jetzt sind wir gerade im Hostel Cocoa in Poblito, dem hippen/reichen Teil von Medellín. Es kommt uns ein bisschen so vor wie der 7. Bezirk in Wien mit den vielen veganen Restaurants und coolen Bars, die es hier gibt. Im nächsten Blogbeitrag werden wir unsere Erlebnisse in der jungen Stadt mit ihrer traurigen Geschichte schildern. So viel können wir schon verraten: Wir sind begeistert von dieser Metropole und davon, wie schnell sich ein Ort zum Guten entwickeln kann, wenn die Menschen mit Respekt behandelt werden und gemeinsam an Lösungen gearbeitet wird.