ReisetagebuchPanamaKolumbien

Mit dem Segelboot über die San Blas Inseln nach Kolumbien

Schnorcheln an paradiesischen Inseln, köstliches Essen am Boot, mit Delphinen segeln – ein unvergesslicher Trip mit der Victory.

Miriam

Geschrieben von Miriam

25. Jan. 2020 • 8 Min. Lesezeit

Mit dem Segelboot über die San Blas Inseln nach Kolumbien

Natürlich kann man den Weg von Panama City nach Cartagena auch wesentlich schneller und meist auch günstiger zurücklegen, indem man einen Flug nimmt. Uns wurde aber von vielen Reisenden, die diesen Weg bereits gemacht haben, empfohlen eine Schiffsreise zu machen. Und wie einige vielleicht wissen, bin ich ohnehin kein großer Fan vom Fliegen. 😬

Img Img Willkommen im Paradies

Buchung und Transport

Das Reiseunternehmen Blue Sailing hat sich darauf spezialisiert Schiffsreisen von Panama nach Kolumbien und umgekehrt zu organisieren. Und sie machen es einem als Reisende auch wirklich einfach. Wir haben ihnen eine Woche vor der geplanten Abfahrt eine Mail geschrieben und bekamen innerhalb einer halben Stunde eine Antwort. Sie boten uns drei Segelboote zu unterschiedlichen Abfahrtszeiten und Kosten an.

Auf deren Homepage findet man Basisinformationen zum Boot und Bilder, um sich einen ersten Eindruck verschaffen zu können. Ich würde aber auch empfehlen sich Kundenrezensionen auf TripAdvisor durchzulesen. Trotz der nahezu makellosen Bewertungen gibt es doch Unterschiede und wenn man fünf bis sechs Tage an einem Ort verbringt, dann will das schon gut überlegt sein. Es gäbe übrigens auch die Möglichkeit nur zu den San Blas Inseln zu segeln und kurz nach der Grenze von Kolumbien abgesetzt zu werden. San Blas Adventures ist eines der größten Unternehmen, das eine solche Reise anbietet. Allerdings muss man sich um die Weiterreise selbst kümmern und nach Cartagena braucht man noch etwa einen Tag. Wir wollten uns die Überfahrt am offenen Meer nicht entgehen lassen und direkt zur Stadt gebracht werden. Deshalb buchten wir die etwas teurere Reise über Blue Sailing. Mit 550$ pro Person liegt die Reise für die meisten Backpacker wohl über dem Budget, aber sie ist es wirklich wert. Außerdem ist alles inklusive. Für Essen und Unterkunft braucht man an diesen Tagen also zumindest kein zusätzliches Geld ausgeben.

Wenn man eine Unterkunft direkt in Panama City hat, dann kann man sich den Transport zum Boot von Blue Sailing organisieren lassen. Es kostet zwar 45$ pro Person, ist aber mit Sicherheit die bequemste Variante.

Die Reise beginnt… oder auch nicht

Die Victory sollte am 15.01. von El Porvenir, einer kleinen Insel, auf der die Migration Panamas vorgenommen wird, ihre Segel setzen. Leider hat das Wetter aber nicht mitgespielt. Weil die Wellen eine Höhe von vier bis fünf Metern erreichten und ganze Inseln unter Wasser standen, mussten alle Boote ihr Abfahrtsdatum nach hinten versetzen. Wir haben glücklicherweise keinen Zeitdruck und konnten diese Verzögerung hinnehmen. Andere offenbar nicht, wie sich herausstellen sollte. Dazu gleich mehr.

Jetzt aber wirklich

In einer Mail zum Organisatorischen wird einem bereits bekanntgeben, dass ein Shuttle zwischen fünf und sechs Uhr Morgens bei der Unterkunft bereitsteht. Wir dachten, dass es sowieso später kommen wird. Tja, falsch gedacht. Armin war noch bei der Hälfte seiner Pancakes, als um 05:15 der Fahrer fragend unsere Namen in den Raum warf. Vier Holländer saßen bereits im Wagen, uns wurde die platzsparende Rückbank bereitgestellt, in der sich vor allem Armin nicht ganz leicht tat, Platz für seine Beine zu finden. Nach etwa drei Stunden holpriger Fahrt passiert man die Grenze zu Kuna Yala, dem Gebiet in dem die Einheimischen Kuna leben. Für die Einreise in dieses Stück Land und die dazugehörigen Inseln bezahlt man 20$ pro Person. Danach wird man zu einem kleinen Hafen der Kuna gebracht, von dem aus Speedboote Touristen zu ihren Segelbooten bringen.

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Wir mussten relativ lange warten, bis wir in eines dieser Boote steigen konnten und fuhren dann gemeinsam mit einer anderen Gruppe Holländer, die eine private Inseltour gebucht hatten. Die Überfahrt war zumindest für mich alles andere als angenehm. Die Wellen waren wirklich hoch und der Fahrer machte keine Anstalten das Tempo zu reduzieren. Auch Armin hatte nur bedingt Spaß. Auf seine Bank gesellten sich drei blinde Passagiere dazu. Kakerlaken betreiben heutzutage wohl auch Inselhopping. Nach zwei Stopps, um die Truppe mit süßen Getränken und reichlich Bier zu versorgen, stiegen die Holländer auf ihr Segelboot um. Kurz darauf kamen auch wir endlich nass, aber sicher, bei unserem Boot an.

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Die Victory

Als wir ankamen empfingen uns Nicolas und Flor bereits sehnsüchtig. „Finally!“ Wir haben anscheinend länger gebraucht als vorgesehen, weshalb die beiden schon etwas nervös wurden – es passiert angeblich immer wieder, dass Speedboote kippen. Anders als erwartet, stand kein alter Seebär mit dickem Bauch und langem Bart vor uns und auch die Köchin war keine ältere Frau mit grauem Haar. Im Gegenteil: ein tättowiertes Paar in unserem Alter begrüßte uns herzlich. Und zwar nur uns. Die fünf weiteren Personen, die mitfahren sollten, mussten leider absagen. Wir hatten also, ohne es zu wissen, eine private Überfahrt gebucht.

Bereits bei unserer Ankunft roch es herrlich. Es war Mittagszeit und das Essen stand schon bereit. Flor verwöhnte uns die ganze Fahrt über mit ihren Kochkünsten. Zweimal kamen Fischer zu uns und während der Fahrt nach Cartagena fing Nico einen großen Thunfisch. Unsere kulinarischen Highlights: frischer Thunfisch, frische Langusten, Kartoffelpürree, selbstgemachtes Brot und Bananen-Rosinen-Cookies.

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Nico ist genauso alt wie Armin (31) und war vor seiner Karriere als Kapitän ebenfalls Webdesigner und Frontend-Entwickler. Eines Tages machte er als Passagier eine solche Segeltour und beschloss danach seinen Job zu kündigen. Seit vier Jahren segelt er nun. Armin spielt mit dem Gedanken es ihm gleichzutun, sein Magen legte auf hoher See jedoch ein Veto ein. Flor war davor Friseurin, hat aber eine Leidenschaft fürs Kochen. Beide kommen ursprünglich aus Buenos Aires. Sie haben sich auf einem der Boote kennengelernt und segeln seit 10 Monaten gemeinsam mit der Victory. Dadurch, dass wir nur zu viert waren, fühlte es sich wie segeln mit Freunden an. Zugegeben, mit Freunden, die die ganze Arbeit machen. 😅

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Nicolas & Flor

Andres war jahrelang der Kapitän der Victory und hat nun ein anderes Boot, die Sophia. Er lernte Nico sozusagen an. Er formilierte Nicos Werdegang recht passend als er sagte: „Once he was on a boat like you and now people are paying him for going on vacation where he works all day. It's crazy. It's a great job.“ Ich muss aber dazusagen, dass dieser Job sicherlich nicht jedermanns Sache ist. Ich könnte es mir für mich nicht vorstellen, weil ich einfach mehr Abwechslung brauche. Natürlich ist es hier aber traumhaft und ich kann absolut nachvollziehen, dass dieser Job für viele reizvoll ist. Einmal besuchte Andres uns mit seinem Hund, Aria, die er als Welpe von einer der Inseln vor dem Tod gerettet hat. Aria war schon völlig abgemagert. Sie weicht Andres nie von der Seite und liebt das Leben auf hoher See, wie es scheint.

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Img Andres & Aria

San Blas Inseln

San Blas ist eine zu Panama gehörende Inselgruppe, auf der die Kuna leben. Sie besteht aus etwa 365 Inseln. Wir konnten uns in den drei Tagen nur einen winzigen Teil davon ansehen, aber was wir gesehen haben war paradiesisch – mit Palmen besetzte Inseln mit weißen Sandstränden und azurblauem Meer. Der erste Tag war leider durchgehend bewölkt, aber auf den Inseln schien uns auch immer wieder die Sonne ins Gesicht. So stark, dass wir binnen Minuten einen Sonnenbrand hatten.

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Die Kuna sprechen eine eigene Sprache, können aber auch Spanisch. Sie waren ausgesprochen nett und gastfreundlich. Man wurde von jedem begrüßt, dem man begegnete und sie suchten das Gespräch mit uns. Die einheimischen Kinder hatten sichtlich Spaß und keine Scheu. Sie spielten auf den Booten der Touristen und hüpften von da aus ins Wasser.

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Delphine!!!

Nicht nur das Segeln war für uns neu, sondern auch so einige Tiere, die wir bisher noch nie oder zumindest noch nie in freier Wildbahn gesehen haben. Bei der Fahrt mit dem Speedboot begegnete uns das erste dieser Tiere. Wir sahen einen Alligator, der zwischen den Mangroven am Rand des Meeres Unterschlupf suchte. Die San Blas Inseln eignen sich gut zum Schnorcheln. Allerdings konnten wir leider nicht wirklich viele Fische sehen. Wir sahen aber zum ersten Mal Seesterne und es gab wunderschöne Korallen. Unser Highlight waren definitiv die Delphine.

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Auf unserer Reise wurden wir dreimal von ihnen begleitet. Einmal sogar von einer großen Gruppe von etwa 30 Delphinen, die auch Jungtiere mithatten. Ein wunderschöner Anblick, der einen einfach nur glücklich macht. Wunderschön war auch das Meer bei Nacht. Die Wellen, die vom Boot abprallen, sehen durch das Plankton in der Nacht aus, als würden sie glitzern.

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Trotz des hohen Preises und der Aussicht eventuell seekrank zu sein, können wir diese Reise nur jedem empfehlen. In die entgegengesetzte Richtung – von Kolumbien nach Panama – ist es wahrscheinlich etwas angenehmer, weil man mit dem Wind und den Wellen fährt. Wir hatten am Boot Zeit um ein Buch zu lesen, zu schreiben, Gitarre zu spielen und einfach die Natur zu genießen. Neben dem Schnorcheln und den Tieren, die wir gesehen haben, war es auch schön die Zeit zu haben, einfach einmal an nichts zu denken und die Seele baumeln zu lassen.

Img Cartagena – endlich Land in Sicht

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Nach dieser spannenden und entspannenden Reise sind wir in Cartagena angekommen. Wir hatten hier mit einer Free Walking Tour und einem Partybus bereits einen guten Start in unserem ersten Land in Südamerika. In Kolumbien werden wir insgesamt 5 Wochen verbringen. Unsere nächsten geplanten Ziele sind Santa Marta, der Tayrona Nationalpark, Medellín, Salento, Bogotá & Cali.